Unsere Urgroßtante Florence de Toscana hat sich zum Entsetzen der gesamten Familie in ihren Gesangslehrer Richard Strauss verliebt und anstatt ihr den von den Eltern aufgezwungenen häßlichen Fürsten Radziwill zu ehelichen, zog sie eine Flucht in den Wilden Westen vor.
Völlig verarmt entschloß sie sich, ihren großen Namen an einen neureichen, texanischen Ölmilliardär zu verkaufen und ihr Überleben unter dem Künstlernamen Florence Foster Jenkins mit dem Singen von Schlagern, später Operetten. Danach widmete sie sich dem klassischen Opernfach.
Nur ganz wenige Künstler haben jemals ihrem Publikum einen so uneingeschränkten Genuß bereitet wie Unsere Urgroßtante. Trotzdem war sie klug genug, ihre Stimme zu einem relativ seltenen Ereignis zu machen.

Weder ihre Verwandtschaft noch ihr späterer vermögender Ehemann hatten ihre musikalischen Ambitionen in irgendeiner Weise unterstützt.
Trotz mehrerer Giftanschläge seitens der entsetzten europäischen, hochwohlgeborenen Familie erreichte sie ein biblisches Alter und ist in ihren letzten Lebensjahren zur Managerin der Barone von Trapp geworden, die ja bekanntermaßen erfolgreich in ihre Fußstapfen traten.
Es ist ewig schade, daß sie nie ihre beliebsteste Zugabenummer, Clavelitos, aufgenommen hat, ein Stück, das sie unweigerlich stets wiederholen mußte. Einem zeitgenössischen Bericht zufolge erschien Unsere Urgroßtante dabei in einer spanischen Mantilla wie Carmen, mit einem juwelenbesetzten Obstkorb wie Carmen Miranda und einer Blume aus Burmarubinen aus dem Romanow-Schatz im Haar (ein Erbstück meiner Urururgroßtante Zarin Katharina der Großen).

Nach einem Autounfall in einem Taxi 1943 entdeckte die Überglückliche, daß sie plötzlich "ein höheres F als je zuvor" singen konnte. Anstatt einer Klage gegen die schuldige Taxifirma übersandte sie dem Fahrer eine Kiste kostspieliger Zigarren.